Blick auf den Eingangsbereich des A-Baus im Klinikum am Weissenhof. Ein Informationspunkt steht vor einem Vorbau aus Holz.

Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Im Weinsberger Klinikum am Weissenhof wird am Freitag, 27. Januar 2012 in einer öffentlichen Veranstaltung der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Um 16:00 Uhr findet in der Klinikkirche ein ökumenischer Gottesdienst statt.
Im Anschluss daran liest Pfarrer Hans-Ulrich Dapp im Paul-Kemmler-Saal aus seinem Buch „Emma Z. Ein Opfer der Euthanasie“.

Der Tübinger Pfarrer Hans-Ulrich Dapp erinnert in seinem Vortrag an die Euthanasieopfer am konkreten Beispiel der ehemaligen Patientin „Emma Z.“. Der Autor folgt in seinem Buch den Lebensstationen seiner Großmutter Emma Zeller-Dapp, fünfzig Jahre nach deren Tod in Grafeneck, einer nationalsozialistischen Euthanasieanstalt.

Er schildert ihre Kindheit in einer traditionsbewussten schwäbischen Familie, den Tod ihres Mannes bis zu ihrer Entmündigung und schließlich den Aufenthalt in der Weinsberger Psychiatrie, dem heutigen Klinikum am Weissenhof. Am 4. Juni 1940 wird sie von dort zusammen mit weiteren 908 Patientinnen und Patienten nach Grafeneck gebracht und dort getötet. Das Buch „Emma Z.“ ist nicht nur ein sehr persönliches Buch der Trauer um eine Familienangehörige, sondern auch Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.

Der Euthanasie fielen insgesamt über 300.000 Menschen zum Opfer, 10.654 Menschen waren es allein im württembergischen Grafeneck. Darunter waren auch 908 Patienten aus der Heilanstalt Weinsberg. Heute erinnert ein Gedenkstein im Klinikum an die Patienten, die diesem Verbrechen zum Opfer fielen. Dieses dunkle Kapitel der Zeitgeschichte bewegt die Zentren für Psychiatrie bis heute. Wichtig ist, dass neben den Mitarbeitern der Kliniken alle Bevölkerungsgruppen wach und sensibel bleiben und sich auf Dauer als Mahner verstehen, damit sich solche Ereignisse nie mehr wiederholen können.

Der nationale Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde im Jahr 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt. Das Klinikum am Weissenhof gedenkt der Opfer alle vier Jahre in besonderer Weise. Zur diesjährigen Veranstaltung laden wir alle Interessierten herzlich ein.