Blick auf den Eingangsbereich des A-Baus im Klinikum am Weissenhof. Ein Informationspunkt steht vor einem Vorbau aus Holz.

Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Klinikum am Weissenhof gedenkt der Opfer der Euthanasie.

Am Sonntag, 27. Januar 2019 findet der nationale Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft statt. Dieser wurde im Jahr 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt.

Die Zeit des Dritten Reiches bedeutete für die damalige Heilanstalt Weinsberg den tiefsten Einschnitt in ihrer Geschichte. Vor 79 Jahren, am 18. Januar 1940, begann im Rahmen des Euthanasieprogramms unter dem Decknamen T 4 das systematische Morden in Grafeneck. Es war der Auftakt zu einem unvorstellbaren Verbrechen. Unheilbar psychisch Kranke waren die ersten Opfer eines systematischen, von langer Hand vorbereiteten Ausrottungsplans, der sich später auch gegen andere vom NS-Regime als vermeintlich minderwertige eingestufte Menschengruppen ausweitete.

Nach der offiziellen „Einstellung“ der Euthanasie im Jahr 1941 ging das das Morden jedoch unauffällig weiter: Man ließ die Patienten einfach verhungern oder verweigerte ihnen jede medizinische Versorgung. Der Euthanasie fielen insgesamt über 300.000 Menschen zum Opfer, 10.654 Menschen waren es allein im württembergischen Grafeneck. Darunter waren auch 908 Patienten aus der Heilanstalt Weinsberg in den „Grauen Bussen“ gebracht worden. Heute erinnern ein Gedenkstein und ein Mahnmal im Klinikum am Weissenhof an die Patienten, die diesem Verbrechen zum Opfer fielen.

Lange Zeit nach dem Kriege blieb die Erinnerung an die Euthanasie verschüttet oder, wahrscheinlich richtiger, sie wurde verdrängt. Die Bevölkerung war mit dem Wiederaufbau und der Organisation des neuen Lebens beschäftigt, die Täter hatten naturgemäß kein Interesse an einer Aufklärung. Nur wenige wurden zur Rechenschaft gezogen. Erst in den 80er Jahren wurde langsam begonnen, die Vergangenheit aus der NS-Zeit aufzuarbeiten.

Dieses dunkle Kapitel der Zeitgeschichte bewegt die Zentren für Psychiatrie bis heute. Wichtig ist, dass neben den Mitarbeitern der Kliniken alle Bevölkerungsgruppen wach und sensibel bleiben und sich auf Dauer als Mahner verstehen, damit sich solche Ereignisse nie mehr wiederholen können.

Das Klinikum am Weissenhof erinnert in diesem Jahr mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein neben der Klinikkirche an die Opfer des Nationalsozialismus. Eine größere Veranstaltung zum Gedenktag findet wieder im nächsten Jahr statt.