Blick auf den Eingangsbereich des A-Baus im Klinikum am Weissenhof. Ein Informationspunkt steht vor einem Vorbau aus Holz.

Geschäftsführer des Klinikums am Weissenhof wechselt in den Ruhestand

Im Rahmen einer feierlichen Verabschiedung mit Ministerin Katrin Altpeter verabschiedete sich am Freitag, 04.12.2015, nach nahezu 20 Dienstjahren Hermann-J. Fliß als Geschäftsführer der Zentren für Psychiatrie in Weinsberg, Wiesloch und Winnenden.

Seit 1996 hat Hermann-Josef Fliß als Geschäftsführer die Entwicklung der landeseigenen Zentren für Psychiatrie (ZfP) in Wiesloch und Weinsberg sowie seit 1999 auch in Winnenden geprägt. Von diesen drei nördlichen der insgesamt sieben baden-württembergischen ZfP-Versorgungsregionen aus gelang es ihm, auch der landesweiten Psychiatrielandschaft wichtige Anstöße zu geben. Mit Fliß’ Übergang in den Ruhestand zum Jahresende ist der Generationenwechsel unter den anfänglich vier Geschäftsführern des heutigen ZfP-Verbundes abgeschlossen. Seine Nachfolge in der Geschäftsführung des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, des Klinikums am Weissenhof und des Klinikums Schloß Winnenden übernimmt im Januar 2016 Anett Rose-Losert, die bislang als Kaufmännische Direktorin am Standort Winnenden auch seine Stellvertreterin war.

Die Zeichen der Zeit erkannt

Als der ausgebildete Diplom-Kaufmann und erfahrene Krankenhaus-Verwaltungsexperte Fliß Mitte der 1990er Jahre seine Funktion im ZfP-Verbund antrat, gab es in Baden-Württemberg neun Psychiatrische Landeskrankenhäuser, eine gesundheitspolitisch beschlossene Strukturreform sorgte für deren Neuaufstellung. Vor diesem Hintergrund gab es für Fliß eine wichtige Aufgabe: Mit den Versorgungsangeboten in die Fläche zu gehen und wohnortnahe Angebote direkt in den Gemeinden zu schaffen. Heute hat sich die Versorgungssituation für die Patienten und deren Angehörigen spürbar verbessert. Nach und nach wurden Außenstellen eröffnet, die koordiniert von den Zentren und gut vernetzt mit weiteren Unterstützungsangeboten die unterschiedlichsten Fachgebiete abdecken. Ob eine ambulante, tagesklinische oder stationäre Behandlungsform zum Einsatz kommt, wird ganz nach dem persönlichen Bedarf des Patienten und den Möglichkeiten seines Umfelds entschieden. Das Bewusstsein für die Bedeutung der Psychiatrie geschärft Auch wenn die praktische Umsetzung der beschlossenen Strukturreform sichtlich gelungen ist, verstand sich Fliß nie bloß als ausführender Arm der Politik. Auch bei unbequemen Themen wollte und konnte er sich Gehör verschaffen. „Über zwei Jahrzehnte hinweg ist es unter wechselnden parteipolitischen Regierungskonstellationen und immer neu definierten gesundheitspolitischen Programmen immer wieder gelungen, die gesellschaftlich wichtige Aufgabe der Psychiatrien ins richtige Licht zu rücken“, erinnert er sich zufrieden. Beispielsweise brachte er seine Zweifel an der Sinnhaftigkeit des 2014 beschlossenen pauschalierten Entgeltsystems Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) aktiv in die Debatte ein. Dabei wies er insbesondere darauf hin, dass die mittlerweile geschaffene breite Zugänglichkeit zu hochwertigen psychiatrischen Angeboten auf dem Spiel stehe.

So wie Fliß seine persönliche Position stets aktiv vertrat, schätzte er es auch, wenn seine Mitarbeiter Bereitschaft zeigten, Verantwortung zu übernehmen. Typisch für seinen Führungsstil war es, qualifizierten Mitarbeitern großen Entfaltungsraum und den einzelnen Kliniken unter dem Dach der Zentren weitgehende Entscheidungsfreiheiten zu geben. Nicht zufällig entschied er sich für das auf Mitgestaltung ausgerichtete „generic Governance“-Modell, um die drei Zentren strategisch weiterzuentwickeln. Hierbei wirkt sich unter anderem die Ergänzung fachlicher Führungskompetenz um eine systemische Führungsverantwortung positiv auf die Gesamtorganisation aus.

Auf die veränderten Versorgungsaufgaben vorausschauend reagiert

Bei allem Bemühen um zukunftsfähige Strukturen und effiziente Prozesse in den drei Zentren ließ Fliß nie Zweifel daran, dass er die drei Krankenhäuser auch mit ihren jeweiligen Besonderheiten und speziellen Organisationskulturen achtete. Ebenso selbstverständlich war es für ihn, sich für eine gute Nachbarschaft zu den Bürgen an den Standorten stark zu machen. Gerade bei schwierigen und strittigen Themen, so seine Überzeugung, kann mit Transparenz und Dialog viel erreicht werden. Mit Initiativen wie einem „Runden Tisch“ in Weinsberg oder dem „Bürgerdialog“ in Wiesloch gelang es dann auch immer wieder, breiten Rückhalt in den Standortkommunen zu gewinnen.

Als Vordenker erwies sich Fliß, der das Bauhandwerk in seiner ersten Ausbildung von der Pike auf gelernt hatte, unter anderem bei zahlreichen Neubau- und Sanierungsprojekten in den drei von Parkanlagen umgebenen Krankenhausanlagen. Zu den Baumaßnahmen, die am Standort Weinsberg unter seiner Federführung realisiert wurden, gehören die A-Neubauten sowie die Neubauten der Klinik für Forensische Psychiatrie und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mit dem Ziel, die gemeindenahe Psychiatrie weiterzuentwickeln, stieß er die Errichtung von Tageskliniken an den Standorten Heilbronn, Schwäbisch Hall, Künzelsau und Ludwigsburg an. Im Juli des laufenden Jahres wurde das Zentrum für Psychische Gesundheit Schwäbisch Hall eröffnet und damit erstmals neben ambulanter und tagesklinischer Versorgung ein stationäres Angebot außerhalb des Standorts Weinsberg geschaffen. Im Dezember 2015 ging zudem die Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie Winnenden in Betrieb. Auch die Patienten am Standort Heilbronn hatte der scheidende Geschäftsführer im Blick: Für sie wird ab Mitte 2016 das stationäre Angebot der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bereit stehen.