Blick auf den Eingangsbereich des A-Baus im Klinikum am Weissenhof. Ein Informationspunkt steht vor einem Vorbau aus Holz.

NaturPur - Patienten verwandeln Maßregelvollzug in eine Bildergalerie

Draußen blüht und grünt es, die Natur ist aus dem Winterschlaf erwacht, der Frühling hat begonnen. Zeit, nach draußen zu gehen und die Natur zu genießen, sooft es geht: Doch dieses Naturerlebnis, das für viele selbstverständlich ist, können mache Menschen nur begrenzt wahrnehmen. So zum Beispiel Patienten einer Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie.

Im Weinsberger Klinikum am Weissenhof holten sich diese nun die „NaturPur“ in Form von Kunstwerken in ihre Klinik hinein und verwandelten das Treppenhaus und Flure des Klinikgebäudes in ein Naturerlebnis der besonderen Art. Ende Februar 2014 lud die Klinikleitung der WeinsbergerKlinik für Forensische Psychiatrie, Chefarzt Dr. Matthias C. Michel und Pflegedienstleiterin Alice Stumpf, zur Vernissage der Ausstellung „NaturPur“ in den Maßregelvollzug ein. 24 Patienten, darunter auch inzwischen bereits entlassene, legten im Oktober 2011 den Grundstein für das Projekt, indem sie den Wunsch nach der Gestaltung des Treppenhauses im Forensik-Neubau äußerten. Das Ergebnis des Projekts löste bei den Betrachtern Begeisterung und Staunen aus: In zweieinhalb Jahren wurden Bilder, Gemälde, Zeichnungen und Objekte geschaffen, die die bislang nüchternen und schmucklosen Flure des Gebäudes in eine individuelle Treppenhausgalerie verwandeln. Die Werke zeigen, welch kreatives Potential in den Patientinnen und Patienten der Klinik steckt. Die Patienten hatten sich bei der Planung ihrer Werke mit dem Thema Natur auf vielfältige Weise auseinandergesetzt. Ausgangspunkt war das „Landschaftsmotiv in der Kunstgeschichte“. Angefangen von der Planungsphase, die fast einjährige Arbeit an Skizzen und ersten Entwürfen, zahlreichen Besuchen in Museen und Ausstellungen und bis hin zu der praktischen Arbeit an den einzelnen Gemälden und Werken. Neben der Arbeit an ihren Werken befassten sich die Patientinnen und Patienten auch mit der Kunstgeschichte, mit Künstlern und ihren Werken, was sich teilweise an den Patientenarbeiten widerspiegelt. Die Spanne reichte von Hieronymus Bosch, Lukas Cranach der Ältere über Caspar David Friedrich, Claude Monet bis hin zu Vincent VanGogh. Im Laufe des Projektes, das von Kunsttherapeut Uwe Neuhaus fachlich begleitet wurde, wurden 223 Pinsel, 116 Bleistifte, 67 Radiergummis und 467 Liter Farbe verbraucht. Die Patienten haben „ihre Augen und ihre Seelen für die Natur geöffnet“, so Uwe Neuhaus. „Ihre Inspiration findet in den vielfältigen Kunstwerken nun Ausdruck“.